LinkedIn vs. Xing – ein quantitativer Vergleich der Dax 30 Konzerne

Herleitung

[Update: Dieser Artikel ist 2010 entstanden…aber immer noch aktuell. Die Zahlen zu 2011 finden sich hier]

In Deutschland sind zwei soziale Netzwerke im Business Bereich besonders aktiv: das deutsche Xing und das amerikanische LinkedIn. In meinem persönlichen Umfeld haben gerade Führungskräfte oft gar kein Profil – nirgendwo. Wenn aber eins vorhanden ist, dann eher auf LinkedIn. Nun möcht ich jedoch nicht von mir behaupten, dass meine persönliche Einschätzung irgendwelche empirische Relevanz hätte. Insgesamt hat Xing > 4 Millionen Profile, LinkedIn kommt nur auf knapp unter eine Million. Die Summe an sich spricht eher für Xing.

Also wollte ich versuchen, mal einen quantitativen Massstab zu finden. Die Wahl fiel auf die 30 größten deutschen Konzerne, die DAX 30.

Bis jetzt gab es nur einen Versuch des CIO Magazines, dieses zu messen. Dieses wurde über Gruppen und Twitterkanälen durchgeführt. Diese fröhlich-heuristische Herangehensweise der Autorin fand ich doch sehr charmant.

Ausschlag für den Vergleich gab allerdings ein Headhunter, der behauptete, LinkedIn wäre in Deutschland wichtiger. Leider gibt es bei Xing keine statistischen Funktionalitäten, so dass man auf andere Hilfsmittel zurückgreifen muss. Dabei fielen mir die „Unternehmensprofile“ auf, die es ja sowohl bei LinkedIn, als auch bei Xing gibt. Hierzu habe ich alle DAX 30 Konzerne aufgelistet, da auch diese die wichtige Grundlage für das Recruiting von Fach- und Führungskräfte darstellt.

 

Dax 30 Ermittlung Mitarbeiter und Follower

Dax 30 Ermittlung Mitarbeiter und Follower

Aus den Angaben habe ich zwei Sachen verglichen:

  1. Wie viele Mitarbeiter haben ein Profil bei LinkedIn / Xing
  2. Wie viele folgen einem Konzern?

Mitarbeiterprofile von Konzernen im Vergleich

Im folgenden eine Übersicht aller Dax Konzerne und die Anzahl der vertretenen Mitarbeiterprofile:

 

Dax MA bei Xing und LinkedIn übersicht

Dax MA bei Xing und LinkedIn übersicht

Um die Gesamtanzahl zu vergleichen die Anzahl aller Mitarbeiterprofile bei LinkedIn vs. Xing:

 

Dax MA bei Xing und LinkedIn Summe

Dax MA bei Xing und LinkedIn Summe

 

Jetzt wird wahrscheinlich argumentiert, dass diese Konzerne international aufgestellt sind und Mitarbeiter aus aller Herren Länder Profile bei LinkedIn hätten. Wo kommen diese Mitarbeiterprofile (bei LinkedIn) denn her? Zwei Konzerne als Beispiel:

Hier sieht man nebeneinander a) Die Profile der Mitarbeiter von Bayer bei LinkedIn in Summe, b) nur diese aus Deutschland (kann jeder über die erweiterte Suche bei LinkedIn selber nachvollziehen) und die c) Profile aller Bayer Mitarbeiter weltweit bei Xing. Als weiteres Beispiel Infineon:

 

Dax Infineon bei Xing und LinkedIn Übersicht

Dax Infineon bei Xing und LinkedIn Übersicht

Es gibt durchaus auch Gegenbeispiele. Das Beste hierfür ist die deutsche Post. Wer also nach Mitarbeitern der Post sucht, ist bei Xing durchaus besser bedient:

Dax Post bei Xing und LinkedIn Übersicht

Dax Post bei Xing und LinkedIn Übersicht

Die Herkunft der Xing Profile kann man leider nicht differenzieren.

In Summe bedeutet das:

  • 20 deutsche DAX Unternehmen haben mehr Mitarbeiterprofile bei LinkedIn als bei Xing
  • Bei 5 deutschen DAX Unternehmen haben Mitarbeiter aus Deutschland mehr Profile bei LinkedIn als Xing weltweit

Unternehmensprofilen folgen

Eine zweite Möglichkeit, die Aktivität der DAX Konzerne zu untersuchen, ist die Followerzahl (Bei Xing: Abonnenten). Eigentlich hatte ich gar nicht vor, diesen Bereich näher zu betrachten. Allerdings stieß ich relativ früh auf Siemens, deren Unternehmensdarstellung bei LinkedIn insgesamt 52.382 Personen folgen. Über dieses Ergebnis war ich so überrascht, dass ich die Follower (resp. Abonnenten-) Zahlen mit gemessen habe.

Im Vorfeld sei allerdings erläutert, dass man bei LinkedIn jedem gelisteten Unternehmen folgen kann, während das „Abonnieren“ bei Xing kostenpflichtigen Unternehmensprofilen vorbehalten ist. Somit ergibt sich bei den Dax Konzernen folgendes (Anzahl der „Folgbaren“ Unternehmensauftritten):

"Folgbare" Dax Profile bei Xing und LinkedIn übersicht

"Folgbare" Dax Profile bei Xing und LinkedIn übersicht

Schaut man sich im Detail an, wie viele Personen den Dax Konzernen folgen, scheint das Interesse an diesen bei LinkedIn weitaus ausgeprägter zu sein. Hier eine Übersicht der fünf meistgefolgten Dax Unternehmensprofilen in puncto „Follower“ / „Abonnenten“ bei LinkedIn und Xing im direkten Vergleich:

Dax Profile bei Xing und LinkedIn Follower in Zahlen

Dax Profile bei Xing und LinkedIn Follower in Zahlen

(Hinweis: Die Auswertung habe ich zwei Wochen vor dem Screenshot oben gemacht, daher die abweichenden Zahlen. Spannend hierbei: Siemens hat in den zwei Wochen ca. 1.000 Follower gewonnen)

Die durchschnittliche Anzahl der Follower / Abonnenten stellt sich wie folgt dar:

Dax 30 Follower Durchschnitt

Dax 30 Follower Durchschnitt

Allerdings: Wie schon erwähnt ist bei Xing die Anzahl der DAX 30 Konzerne, die ein abonomentsfähiges Profil aufweisen, auf fünf beschränkt. So ist der Durchschnittswert auf die fünf bezogen. Würde man den Durchschnittswert auf alle 30 berechnen, kämen gerade noch mal knapp 401 Abonnenten heraus. Verdeutlichen kann man das, in dem man die nominale Anzahl aller Follower (LinkedIn) bzw. Abonnenten (Xing) der DAX 30 Konzerne anschaut:

Dax 30 Follower Summe

Dax 30 Follower Summe

Hier ist besonders die Funktionalität für Recruiter durchaus interessant: Man kann in den Followern bei LinkedIn weiter suchen (Geographie, Sprache, Universität ….).

Fazit

Diese Zahlen muss man in einer bestimmten Dimension sehen: Wen und was suche ich? Insbesondere wenn ich Freiberufler (oder wie dargestellt Mitarbeiter der deutschen Post) suche, ist Xing in Deutschland die erste Wahl. Wenn man allerdings Mitarbeiter großer Konzerne sucht, so ist man heute bereits mit LinkedIn in Deutschland besser beraten.

Die Zahlen sagen aber noch etwas Weiteres aus: Die B2B Netzwerke haben noch Wachstum voraus. Wenn durchschnittlich 3.500 (Xing) oder 6.000 (LinkedIn) Mitarbeiter ein Profil haben, so ist das für Konzerne mit mehreren hundertausend Mitarbeitern noch nicht viel.

Eine parallele Nutzung beider Plattformen ist wohl in absehbarer Zeit die sinnvollste Alternative, es kommt halt auf den Zweck an.

33 Kommentare
  1. Sandra Wohlers sagte:

    Meine (empirisch nicht näher untersuchte, am Bekanntenkreis entwickelte) These: wer überwiegend auf internationaler Ebene unterwegs und dementsprechend vernetzt ist, ist bei LinkedIn, denn dort sind die internationalen Kontakte zu finden. Wer im nationalen Umfeld tätig ist, findet mehr Bekannte auf Xing.
    Und: viele haben beides angeschaut und bleiben dort aktiv, wo sie viele bereits vorhandene Kontakte wiederfinden.

  2. Franz Mauser sagte:

    Wenn ich als Headhunter aber die Funktionalität im allgemeinen (Navigation, Struktur der Seite,…), die angebotenen Suchmöglichkeiten, die Detailliertheit der Profile / Profilschärfe, die durchschnittlich hinterlegten (sinnvoll nutzbaren) Informationen beider Netzwerke vergleiche, komme ich ganz klar zum Ergebnis, dass LinkedIn Web 0.5 ist und XING Web 2.0 Standarts entspricht. Das Layout von LinkedIn ist eine Katastrophe, die Suchmöglichkeiten mehr als begrenzt. Die Profilschärfe ist entsprechend annähernd Null. Richtig ist, dass bestimmte Branchen/Bereiche sich eher in LinkedIn finden lassen. Da die Profilinhaber aber eher selbst Web 0.5 sind reagieren sie auf eine Ansprache aber kaum. Einen besseren oder klareren Überblick über Unternehmen, Mitarbeiter und deren Positionen erhalte ich nur in XING. Zum recherchieren ist da eher noch Facebook relevant. Die „Reaktionsfreude“ von Kandidaten nach einer Ansprache in LinkedIn ist übrigens auch recht gering. Entsprechend nutze ich das Netzwerk kaum.

    • LinkedInsider sagte:

      Na ja, einfaches Beispiel: Suche Siemens mal bei Xing, dann bei LinkedIn. Bei Xing findet man sieben unsortierte Seiten und man muss sich durchwuseln, bis man es gefunden hat. Bei LinkedIn wird alá Google Siemens nach dem vierten Buchstaben angeboten. Oder suche mal nach allen Mitgliedern in Umkreis von 100 km um Hannover. Oder Suche eine 2 Jahre alte PN…. immer im Hinterkopf, eine durchdachte Funktionalität ist Ergonomie. Als Moderator ist Xing auch eine Katastrophe, kein melden von Spam an den Moderator, kein freischalten von Mitgliedern etc.

      Ich stimme zu, LinkedIn ist anders, aber nicht unergonomischer…. aber dazu wollte ich einen eigenen Beitrag mal schreiben.
      Liebe Grüße
      Stephan

  3. Vorsicht mit den Firmenprofilen: Es gibt Unternehmen, die das nicht machen, weil man auf XING dafür zahlen muß. Wie das bei LinkedIn ist, weiß ich nicht.

    • LinkedInsider sagte:

      Bei LinkedIn sind diese in der ersten Stufe immer kostenlos.

  4. Spannend! Spanned wäre aber auch ein paralleler Vergleich der Gruppen. Unternehmensprofile sind auf XING noch ein recht junges Feature. Gruppen hingegen gibt es seit Anbeginn. Gruppenmitgliedschaft setzt eine Aktivität bei den Mitgliedern voraus. Man muss ja aktiv beitreten. Ich habe das nicht in aller Tiefe recherchiert.
    für T-Systems find ich in XING 20 Gruppen, die offizielle zählt 7.132 Mitglieder, in LinkedIn 42 Gruppen, die größte mit 2.432 Mitgliedern.
    Für Infineon gilt: XING (6 Gruppen), die größte mit 1.522 Mitgliedern, LinledIn (11) 1.533 Mitglieder. Vielleicht haben diese Zahlen eine größere Aussagekraft?

    • LinkedInsider sagte:

      Das mit den Gruppen wurde ja schon von CIO ausprobiert. Die Dynamiken, die dort enthalten sind, kann man ja nicht so einfach beurteilen. Oder sind alle Gruppenmitglieder auch T – Systems / Infineon Mitarbeiter?

      Gruppenaktivitäten sind eigentlich eher nett, da aber 90% der Nutzer sowohl Xing als auch LinkedIn eher als a) Präsentierteller und b) Adressbuch verwenden, sollte man auf die Gruppen nicht zu starkes Augenmerk legen. Hinzu kommt, dass viele Gruppen von Freiberuflern etc. angefüllt sind. Auf eine Auswertung hierauf habe ich bewusst verzichtet (zumindest bei LinkedIn, bei Xing geht das eh nicht).

      Liebe Grüße
      Stephan

  5. Sie haben einen kleinen aber nicht unwesentlichen Fehler in Ihrem Text,
    es sind nicht 1.Million Profile auf LINKEDin sondern 100 Millionen Profile weltweit.

  6. LinkedInsider sagte:

    Hallo SM: In DEUTSCHLAND waren es beim Erstellen des Artikels so zeimelich genau eine Million…eine kleine, aber unwesentlicher Korrektheit….

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