Kein neuer Nutzen… der Run auf Google+


Heute habe ich einen interessanten Blogartikel von Roland Panter gelesen, der nach dem Nutzen von Google+ fragt.

Und tatsächlich kann ich einigen (sogar den meisten) der Argumente folgen. Er glaubt nicht an einen langfristigen Erfolg, da im Moment ein Zusatznutzen nicht erkennbar sei. Ein weiteres Problem erkennt er in den Redundanzen und allgemein in dem  Datenmoloch Google.

Aber Schritt für Schritt: Das Problem mit den Redundanzen erkenne ich auch. Mir ergeht es so, dass ich dieselbe Nachricht über vier oder fünf Kanäle erhalte. Das nervt mich persönlich auch und habe ich auch in meinem eigenen Blog in dem Artikel, ob wir übernetzwerkt wären thematisiert. Tatsächlich kann ich mich auch selber nicht von jeglicher Schuld lossagen, da meine eigenen Netzwerke selber nicht trennscharf organisiert sind. Somit muss ich, um alle zu erreichen, mehrere Kanäle bedienen (Die meisten sind wahrscheinlich auf diesen Blogbeitrag über mehr als einen Kanal informiert worden).

Ein weiteres Argument sieht er in der Datenkrake Google. Und auch hier muss ich Roland vollumfänglich zustimmen: Gerade Google weiß tatsächlich sehr viel über seine Nutzer, in vielen Fällen wahrscheinlich mehr als Arbeitgeber oder Lebenspartner. War dieses bis vor wenigen Jahren anonymisiertes Wissen und diente eher zur Clusterung von Mediadaten, bekommt dieses Wissen individuelle Gesichter. Und diese Daten liefern die Nutzer auch noch freiwillig und mit erkennbarer Begeisterung. Google baut in dieser Kombination der Profile und den Suchen, die eine Person durchführt, einen Wissensschatz aufz, der keinen Pendanten findet. Um es karikierend auf die Spitze zu treiben: Sollte man im bei Google+ eingeloggten Zustand nach einem AIDS Medikament surfen?

Kommen wir zum letzten Argument: Dem Nutzen. Dieses Argument hat mich motiviert, diesen Artikel zu schreiben. Was ist Nutzen? Nutzen im definitorischen Sinne ist die Eigenschaft, Bedürfnisse zu befriedigen. Das führt uns zur Folgefrage: Was ist ein Bedürfnis? Dieses ist hoch individuell. Die Bedürfnisse einer hungernden Bevölkerung sind andere, als die einer hochtechnisierten Gesellschaft. Die Staffelung kennen die meisten von Abraham Maslow. Um dieses zu konkretisieren: Wo ist der Zusatznutzen von BMW? Audi baut doch ausreichend gute Autos (Bitte die Automarken beliebig ersetzen).

Der Run auf Google+, sind wir noch normal?

Aber die Argumente, die ich dargelegt habe, sprechen insgesamt gegen Google+. Auch den von Roland Panter erfragten Zusatznutzen kann ich in Summe nicht erkennen. Aber wie reagiert die Netzgemeinde? Unter 14 Tagen wurde trotz (oder wegen?) Kontigentierung der Einladungen die Nutzerzahl von Xing überschritten, zum Wochenende werden 20 Millionen Nutzer erwartet. Was sind die Gründe hierfür?

Ich persönlich finde Google+ eigentlich recht gut zu bedienen. Gerade die Circles erschließen sich schnell. Hier gibt es auch andere Meinungen (zum Beispiel Martin Weigert auf netzwertig), aber glaube ich kaum, dass der Benchmark eines normalen Users jetzt überhaupt schon auf Google+ zu finden ist. Gerade Details wie Drag & Drop vom Desktop auf das Mitteilungsfenster sind nett. Positiv fällt die Perfomance auf. Mal schauen, ob das Google auch skalieren kann. Aber: Melden sich deswegen so viele Benutezr an? Dieses merkt man ja erst nach der Anmeldung.

Reiz am Neuen könnte eher ein Grund sein: Im Moment sind viele der Google+ Nutzer Neticezen, Social Media affine und ähnliche. Hier drängt sich die Frage auf, ob der Erfolg dieser Zielgruppe auf den Rest der Bevölkerung erweitern lässt.

Viel der Anmeldungen lässt sich auf Sympathie für das Google Projekt zurückführen. Und hier ist ein Beigeschmack zu spüren: Google = Sympathie? Wie lange ist es her, dass sich viele über Street View aufgeregt haben, insbesondere, da „zufällig“ WLAN Access Points mit gescannt wurden? Und die Kommunikationspolitik in diesem Fall war auch nicht eine PR Glanzleistung. Wie kann es sein, dass so eine Unternehmung urplötzlich so viele Sympathien empfängt? Dieses Phänomen hat auch Johannes Lenz von Grey in einem Artikel untersucht. Kann man als letzte Determinante vielleicht die Unsympathien gegenüber Facebook als Haupttreiber identifiziert werden? Wenn ja, dann ist das eine schlechte Grundlage für ein tragfähiges Zukunftsmodell.

Damit neige ich dazu, Roland Panters Meinung zuzustimmen, allerdings aus anderen Motiven.

In einem sind, glaube ich, die meisten einig: Es bleibt spannend.

6 Kommentare
  1. Moin Stephan,

    finde leider erst jetzt Zeit für einen kleinen Kommentar zu Deinem interessanten Post.

    Die Sympathie, die zZ für G+ herrscht, ist bedingt durch das Neue und somit auch via Early Adopter und Webinteressierte. Schließlich lautet die Frage für viele unter ihnen: Wa skann G+, könnte es vielleicht ein Konkurrent zu Facebook werden. Ein Killer jedenfalls nicht, will es wohl auch nicht. Aber Konkurrenz belebt das Geschäft heißt es so schön. Aus reiner Antipathie ggü. Facebook treten nur wenige G+ bei.

    Ansonsten noch ein Punkt: Ich rate dringend dazu, Google 6Co. endlich rationaler zu betrachten und nicht immer als so oft zu lesende „Daten-Krake“ zu verteufeln. Was bringt das? Nichts. Vor allem dann nicht, wenn man slebst Google und seine zumeist kostenlosen Produkte weidlich nutzt.

    Liebe Grüße

    Johannes

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